Luftige Überraschungen
14. Rietzer Einzelzeitfahren 2019
Für einige von uns ist das Rietzer Einzelzeitfahren vor langer, langer Zeit der (Quer-)Einstieg in den den Wettkampfsport gewesen. Damals bei der ersten Austragung auf der jetzigen Strecke 2007 wurden in einem reinrassigen Hobbyfeld noch siegfähige Zeiten produziert, die einem heute ein wenig das Schmunzeln ins Gesicht treiben. In der Folge kamen jüngere und schnellere Fahrer dazu, aber auch die selben alten Säcke von damals konnten sich in der Folge immer weiter steigern.
Nach einer baustellenbedingten Zwangspause 2018 und einer baustellenbedingten (ja, das steht hier zweimal) Verschiebung 2019 gab es dann mit der ungewohnten Austragung im September eine Premiere und möglicherweise auch eine absolute Ausnahme. Normalerweise war davon auszugehen, daß zum Ende einer Straßensaison der Motor auf vollen Touren laufen sollte und alleine schon deswegen waren persönliche Bestzeiten zu erwarten. Zudem waren die hohen (und nicht zu hohen) Temperaturen einer hohen Geschwindigkeit schon aus Gründen der reinen Physik zuträglich.
Beim Wetter war es nur der immer mehr auffrischende Wind, der vor allem den späteren Startern ein wenig das Fahren vermieste, aber insgesamt war das noch im Rahmen.
Von den Radkämpfern musste Treckerfahrer Micha ganz früh auf die Piste und dann auch gleich wieder weiter nach Trechwitz. Seine persönliche Bestzeit war heute zwar nicht in Gefahr, allerdings zeigt die Formkurve weiter eindeutig nach oben.
Sämtliche restliche Radkämpfer hatten bis auf Sascha dieses Jahr wenig bis gar keine Zeitfahren absolviert und waren somit etwas im Unklaren über die zu erwartenden Resultate. Selbst das Pacing mit dem Wattmesser ist fast unmöglich, wenn man im Training kaum auf dem TT-Hobel sitzt.
Uwe hatte in den letzten Straßenrennen für seine Verhältnisse relativ gut mit abrupten Tempowechseln umgehen können, aber für die „Dieselfähigkeit“ hatte das offensichtlich keine positiven Effekte. Mit weniger als 10 Sekunden Abstand zu seiner persönlichen Bestzeit war das nun alles andere als ein schlechtes Rennen, aber zum Ende gingen ihm langsam aber stetig die Lichter aus.
Christian hatte bei den wenigen TT-Testfahrten bereits festgestellt, daß zur Zeit schlichtweg die Schwellenleistung fehlt, aber dafür hatte er sich in den Wintermonaten mal etwas mit seiner Position auf der Kiste beschäftigt. Die eigene Prognose von relativ schlechter Tretleistung und hoffentlich trotzdem höherer Geschwindigkeit wurde am Ende eher noch etwas übertroffen: Schlechteste Wattleistung „ever“ in Rietz und persönliche Bestzeit.
Thomas hatte in letzter Zeit das Training auf die Erhaltungsdosis reduzieren müssen und wollte einfach nur durchkommen ohne Anzuhalten, was knapp gelang.
Adrian hatte die Saison aus familiären Gründen auch nur sehr basal fahren können und war erst in den letzten Wochen wieder regulär ins Training eingestiegen. Knapp 25 Sekunden zur persönlichen Bestzeit war hier voll im Soll.
Fehlte also noch der Schwamm.
In unserer vereinsübergreifenden Ballerrunden-Trainingsgruppe war es ausgemachte Sache, daß der Streckenrekord fällig war. Dafür kamen neben Sascha eigentlich nur noch Dominic und Robert (LKK-Team) in Betracht. Letzterer legte vor und irgendwie blinkte im Ziel eine Zeit auf, die etwas hinter den Erwartungen (nach den Trainingsleistungen) blieb. Ein Blick auf die Leistungsauswertung zeigte, daß die Tretleistung da war, aber leider nicht der Speed. Zeifahren entpuppte sich hier mal wieder als echte Wissenschaft.
Danach blieb Dominic die große Ehre überlassen, als erster Starter in Rietz die 15-Minuten-Marke geknackt zu haben. Hier stimmten „Vorberichterstattung“ und Ergebnis exakt überein, wenn auch das Fehlen von gemessenen Wattwerten zur nachträglichen Analyse die Zahlenfetischisten zutiefst betrübt ;).
Sascha frönte ja noch am Donnerstag seinem Hobby, bei der WM möglichst den schlechtesten Wettkampf des Jahres (ja, ist etwas übertrieben) hinzulegen, wobei ihm die Hitze in Polen tatkräftig half. Ging nun schon wieder was?
In einen Punktlandung pfiff er bei 14:57 Minuten über den Zielstrich und blieb somit 1 Sekunde unter Dominic’s Zeit. Leistungsmäßig wurde auch hier gar nicht mal so überirdisch zugelangt, aber wie sich heute mal wieder zeigte ist Zeitfahren in der freien Natur kein Ergometer-Rudern.
Am Ende gewann Sascha somit die Gesamt-Wertung vor Dominic und Falko Schenk.
In der Altersklasse Sen2 belegte Christian als neue Aero-Referenz (für Nilpferde) Platz 2 vor Waldi, der eindrucksvoll bewies, daß Training und Kalorienrestriktion komplett überbewertete Facetten im Straßenradsport sind.
Auch bei den Männern durfte Adrian als 6. noch zur Siegerehrung.
Weiter geht in 2 Wochen in Barnewitz, wo beim Paarzeitfahren mal wieder gilt: Geteiltes Leid ist doppeltes Leid, oder so …
(baa)